Über Weihnachten

Mit Ostern und Pfingsten ist Weihnachten eines der drei Hauptfeste des Kirchenjahres, wobei der 25. Dezember der eigentliche Festtag ist, dessen Feierlichkeiten aber bereits am Vorabend, den Heiligen Abend, beginnen. In vielen Ländern ist neben dem 25. Dezember auch noch der Folgetag ein gesetzlicher Feiertag.

Der Begriff „Weihnachten“ tauchte erstmals im 12. Jahrhundert auf und setzt sich zusammen aus den Begriffen „weihen“ (germanisch für „heilig“) und „Nachten“ (altdeutsche Mehrzahl von „Nacht“). Es bedeutet also „die heiligen Nächte“, wobei historisch teilweise alle zwölf Tage vom 25. Dezember bis zum 6. Januar als „Weihnachtszeit“ bezeichnet wurden.

Wie den meisten geläufig sein dürfte, wird beim Weihnachtsfest die Geburt Jesu Christi gefeiert. Dabei war Jesus Geburtstag ursprünglich den Christen nicht nur unbekannt sondern auch egal, da für sie die Todestage ihrer Märtyrer viel interessanter waren.
Im 2. Jahrhundert begann man sich dann aber doch für Jesus Geburtstag zu interessieren und man landete schließlich beim 25. Dezember. Dieses Datum bezeichnet nun in allen Kirchen das Datum für die Geburt Christi. Lediglich die Armenische Kirche feiert bis heute den 6. Januar als Geburtsfest Jesu.

Doch wie kristallisierte sich dieses Geburtsdatum Jesu, das im Neuen Testament übrigens nirgends genannt wird, heraus?

Von allen spekulativen Vermutungen über den Ursprung des Festdatums führt die stichhaltigste ins alte Rom:

Im 3. Jahrhundert existierte in Rom unter Kaiser Aurelian ein Sonnenkult, wobei der Geburtstag des unsterblichen Sonnengottes („Sol Invictus“) zur Wintersonnenwende des julianischen Kalenders am 25. Dezember begangen wurde. Innerhalb weniger Jahrzehnte funktionierte das aufkommende Christentum dieses Fest der Sommersonnenwende für ihre Zwecke um. Sie propagierten Christus als den wahren (Sonnen-)Gott, assimilierten die heidnischen Bräuche und gaben ihnen somit „ein christliches Gewand“.
Bereits im Jahre 336, ein Jahr vor dem Tod des dem Christentum wohlgesonnenen Kaiser Konstantin, wurde der 25. Dezember als Geburtstag Jesu in römischen Quellen belegt. Von Rom ausgehend breitete sich der 25. Dezember als Geburtstag Jesu in alle Himmelsrichtungen aus und erreichte Jerusalem im 6. Jahrhundert und den deutschsprachigen Raum im 8. Jahrhundert.

Aber es gibt weitere außerchristliche Parallelen: So wird z.B. die bekannte Weihnachtsgeschichte in der Sure 19 (Ferse 16–34) des Korans wiedergegeben.

Das Motiv einer „unberührten Frau“, die einen Gottessohn gebar, fand sich außerdem in Alexandrien. Der Geburtstag dieses Gottessohnes wurde übrigens am 25. Dezember und in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar gefeiert. Daten also, die in der heutigen „christlichen Tradition“ von großer Bedeutung sind.

Dass sich das Christentum existierender Kulte bediente, um sie in ihre Religion zu assimilieren, ist wahrscheinlich. Im genannten Fall der antiken altägyptischen Darstellungen ist zumindest eine deutliche Beeinflussung nachvollziehbar.

Aber es geht auch umgekehrt: Laut des altisländischen Schriftsteller Snorri verlegte der erste christliche König Norwegens Håkon der Gute ein traditionelles Fest im Mittwinter namens „haukunott“, bei dem der Monarch einflussreiche Adlige empfing, auf den 25. Dezember vor. In diesem Fall wurde also ein bestehendes Fest auf den christlichen Weihnachtsfeiertag „umdatiert“.

So unterschiedlich wie die Menschen und ihre kulturelle Vergangenheit sind, so verschieden sind auch die Bräuche in den jeweiligen Kulturkreisen. Außerdem haben sich Traditionen auch mit den Jahrhunderten gewandelt.

Im deutschsprachigen Raum kamen im 11. Jahrhundert die Krippenspiele auf. Im 16. Jahrhundert etablierte die protestantische Kirche zunehmend den Brauch die Kinder zu Weihnachten statt wie bisher zum Nikolaustag zu beschenken. Ungefähr zur gleichen Zeit hielt auch der Weihnachtsbaum Einzug in deutsche Wohnungen. Im 19. Jahrhundert kam der Adventskranz hinzu und seit dem letzten Jahrhundert ist der Weihnachtsmann für das Überbringen der Geschenke verantwortlich.

Die Veränderung der Weihnachtsbräuche im gesellschaftlichen Kontext wird dabei nicht unkritisch gesehen. Während christliche Hardliner bereits die Umdeutung Weihnachtens in ein Familienfest für jedermann als „profane Entfremdung“ vom christlichen Ursprung kritisieren, stören sich andere nur an der Kommerzialisierung und dem daraus resultierenden Weihnachtsstress.

Ich persönlich halte es mit den Weihnachtsbräuchen wie folgt: Jeder möge den für sich und sein Umfeld angenehmsten Weg finden, die letzten Tage des Jahres zu verleben, damit sie auch wirklich besinnlich werden.

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